Brandmeister Kurt Becker; FF Falkenhain:

Das ganze Dorf half in der Silvesternacht

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Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Falkenhain über 25 Stunden im Einsatz
· Staatliche Organe und hilfsbereite Bürger sorgten unverzüglich für Unterbringung der geschädigten Familien

FALKENHAIN (SZ). Die Neujahrsnacht 1972/73 wird den Dorfbewohnern und Feriengästen sicher noch lange in Erinnerung bleiben. Wie wir bereits gestern informierten, brannte kurz nach Mitternacht das Grundstuck des Genossenschaftsbauern Stock nieder. Die Ursache war eine Feuerwerksrakete, die auf das strohbedeckte Dach niederging und es entzündete. Innerhalb von zehn Minuten stand, begünstigt durch einen über dem Erzgebirgskamm tobenden Sturm, das Gehöft in Flammen.

Brandmeister Kurt Becker von der Freiwilligen Feuerwehr des Dorfes, er leitete in der ersten Stunde des neuen Jahres die Brandbekämpfung, konnten wir am Dienstagmittag für kurze Zeit am Brandherd sprechen. Noch immer glimmten die für den Winter dort eingelagerten Briketts, und die Kameraden der FFw des Ortes waren mit Aufräumungsarbeiten beschäftigt.

Seit waren sind Sie und Ihre Männer im Einsatz?
"Jetzt sind es schon 23 Stunden, aber bis zum Abend haben wir noch zu tun."
Wer unterstützte Sie bei der Brandbekämpfung?
,,Unsere 22 Kameraden erhielten Hilfe durch die Wehren der Orte Johnsbach, Kipsdorf, Sadisdorf, Altenberg, Schmiedeberg und des Ferdinand Kunert-Werkes. Außerdem standen uns sofort nach Ausbruch des Brandes die Bürger des Dorfes und zahlreiche Feriengäste zur Seite. So beteiligt sich ein Feriengast aus Elsterwerda an der Rettung der Kälber und erlitt dabei leider Rippenprellungen. Andere Bürger wiederum zogen sich Brandverletzugen zu oder beschädigten ihre Kleidungsstücke.
Große Hilfsbereitschaft zeigten das Heimleiterehepaar mit seinem Kollektiv und auch andere Bürger des Dorfes, die unsere Kameraden mit Speisen und heißen Getränken versorgten. Zu den Aufräumungsarbeiten  bekamen wir Hilfe von unserer LPG und der Johnsbacher Genossenschaft. Sie stellten uns Traktoren und Hänger zur Verfügung."

Das Wohn- und Wirtschaftsgebäude, der Stall und die Scheune gegenüber dem Falkenhainer Kulturhaus brannten trotz Einsatz aller verfügbaren Kräfte nieder. Erschwert wurden die Löscharbeiten durch starke Kälte und heftigen Sturm. Mit etwa 300 Kubikmeter Wasser wurde der Brand am Neujahrsmorgen eingedämmt und gelöscht. Eines der Hauptanliegen der Löschkräfte bestand von der ersten Stunde an mit darin, das gegenüberliegende Kulturhaus vor dem Übergriff der Flammen zu schützen.

Was wurde mit den geschädigten Menschen?
"Den drei Familien, die nur ganz wenig Hab und Gut retten konnten, wurden unverzüglich vom örtlichen Organ und hilfsbereiten Bürgern ein Obdach gewährt. Sie erhalten weiterhin Hilfe und Unterstützung durch die staatlichen Organe sowie die LPG im Dorf. Allen Löschkräften, die uns in der stürmischen Neujahrsnacht hilfreich zur Seite standen, möchte ich bei dieser Gelegenheit im Namen unserer Wehr und unserer Bürger ein herzliches Dankeschön sagen."

(Sächsische Zeitung, Januar 1973)

Der Dreiseithof  vor dem Brand

Bilder aus der Brandnacht und den Tagen danach



Einige Tage später wendeten sich die geschädigten Familien in einem offenen Brief an die örtliche Tagespresse:

Leserbrief des Tages - Ein herzliches Dankeschön

In der Silvesternacht brannte durch fahrlässigen Umgang mit Feuerwerkskörpern das gesamte Grundstück des Genossenschaftsbauern Stock in Falkenhain nieder, wobei drei Familien geschädigt wurden.
Die Familien M. Dietrich, B. Stock und G. Stock schreiben:

,,Es drängt uns, all den Bürgern herzlich zu danken, die im aufopferungsvollen persönlichen Einsatz, die Schäden dieses Großbrandes mildern halfen. Neben den dort eingesetzten Feuerwehren gilt besondere Anerkennung den Kameraden der FFw Falkenhain und des Ferdinand Kunert Werkes Schmiedeberg die um unser Hab und Gut kämpften, als wenn sie ihr persönliches Eigentum den Flammen entreißen müßten.
Herzlichen Dank auch den Gemeindevertretern und dem Rat der Gemeinde Falkenhain sowie den Bürgern und Kollektiven, die uns sofort nach dem Brand hilfreich zur Seite standen."